Über heiße Luft und wie man sie versteuert

Ab 01.01.2021 gilt die CO²-Steuer – pro erzeugter Tonne CO² fallen ersteinmal 25,-€ an, das soll sich bis 2025 auf 55,-€ pro Tonne erhöhen. Ursprünglich waren 10,-€ angesetzt aber das haben die Grünen nach oben getrieben und feiern dies als Erfolg.
Es ist eine „Lenkungssteuer“ die den Bürger zum umdenken bewegen soll. Wer soll schon dagegen sein, geht es doch um ein höheres Ziel, den Umweltschutz und die Rettung der Welt, durch unsere selbstlose Regierung.
Und das die deutsche Politik immer weiß was am Besten für alle Beteiligten ist, ist ja ein historisch verbriefter und international anerkannter Fakt. Aufgrund solcher selbstlosen und die Welt vor einem großen Übel bewahrenden Handlungen deutscher Politiker haben wir jetzt Israel.

Aber zurück zum Thema.
KANN der deutsche Bürger überhaupt umdenken?
Damit meine ich nicht geistige Flexibilität sondern die Umsetzbarkeit des neuen Gedankenganges.

Dröseln wir die Sache mal auf.
Besteuert wird heiße Luft, nämlich der Verbrauch fossiler Energieträger durch verbrennen. Was im Steuersong noch hanebüchene Satire war ist damit Wirklichkeit geworden.
Es betrifft Kohle – Stein und Braun (that’s racist!) -, Erdgas und, natürlich, Erdöl und alle damit einhergehenden Produkte, also Sprit (nein, nicht *den* Sprit du Alki).

Den Endverbraucher trifft es damit also in der Heizung und im Tank.
Betrachten wir den Privathaushalt ohne Auto, ist der größte Energieverbraucher die Heizung und Warmwasserbereitung.
Industrie und Gewerbe lassen wir ersteinmal aussen vor, da für Großverbraucher „Erleichterungen“ geplant sind – im Endeffekt trägt der Endverbraucher eh alle Zusatzkosten. Kosten werden IMMER weitergereicht.

Gehen wir tiefer sehen wir, dass die absolute Mehrheit der Wärmeerzeugung im Haushalt direkt durch die fossilen Energieträger Erdgas/Stadtgas mit ca. 50% und Erdöl mit ca. 25% erfolgt.

Man beachte, dass unter „Sonstige“ auch CO²-Erzeuger fallen aber aktuell nur Koks/Kohle als fossile Energieträger von der neuen Steuer erfasst werden.

Fernwärme versorgt nach Angaben des „Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie“ (BMWi) Haushalte und Gewerbe/Industrie zu ungefähr gleichen Teilen.
Sie setzt sich aber unterm Strich aus folgenden Energieträgern zusammen (2019):

24,3% Kohle
1% Mineralöl
42,2% Erdgas
12,3% Müllverbrennung
20,2% erneuerbare Energien

Das heißt 67,5% der Fernwärme werden ebenfalls mit fossilen Energieträgern erzeugt, was den Gesamtanteil von fossilen Energieträgern an Heizung/Warmwasser für Privathaushaushalte auf ca. 85% hebt.

Soweit noch dabei? Gut. Zu beachten ist, dass ca. 50% der deutschen Bürger zur Miete wohnen, d.h. keinen direkten Einfluss auf die Art der Wärmeerzeugung haben. (Fun Fact! Deutschland hat die niedrigste Eigenheimquote der EU) Diese Menschen müssen also die steigenden Heizkosten stemmen und können sich nicht durch einen Umbau der Heizungsanlage „retten“.
Wobei in den meisten Fällen als Alternative eh nur heizen mit Strom in Frage käme und auch der wird ja kontinuierlich teurer. Es würde also unterm Strich auf Mehrkosten hinauslaufen.

Aber kommen wir zum Elefanten im Raum: Ist es überhaupt möglich, die Heizungen flächendeckend auf „CO²-neutrale“ Energieträger, primär „grünen Strom“, umzustellen?
Betrachten wir dazu einmal die Stromversorgung in Deutschland:

611 TWh (Terawattstunden), nicht schlecht.
Davon der Verbrauch:

575 TWh. Donnerlittchen, wir produzieren sogar ein wenig mehr. *lach* Das ist allerdings nicht so schön, wie es immer von der Politik dargestellt wird – da der Überschuss meist durch eine Überproduktion von „grünem“ Strom erzielt wird, der wenig steuerbar ist, haben auch fast immer die Nachbarländer einen Überschuss, wenn wir unseren Strom loswerden wollen wodurch dieser zu einem Schleuderpreis verkauft wird – oder in Extremfällen wir sogar Geld zahlen müssen damit uns der Strom abgekauft wird. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass wir meist Strom benötigen wenn auch die Nachbarländer wenig Überschuss haben und wir dann Atomstrom aus dem Ausland teuer zukaufen.

Aber wartet – das ist nur die Stromerzeugung – was benötigen wir eigtl. an Energie für Heizung und Warmwasser?

Oh.
Fuck.

Für jene welche nicht so gut im Kopfrechen sind: Der Energiebedarf für Heizung und Warmwasser beträgt 537,74 TWh.
Das entspricht 88% (Ah! Die Böse Zahl!) der erzeugten Energie unserer Stromproduktion.
Denkt dran, dass „Strom“ von den 537,44 TWh aktuell nur 2,6% als Wärmeerzeuger ausmacht.

Oh, und seht euch die obige Statistik nochmal genau an – es handelt sich dabei um die PRIVATEN Haushalte. In dem Energieverbrauch sind weder der Wärmeenergiebedarf der Industrie und auch nicht des Gewerbes mit drin.

Aber hey, *was* verbrauchen denn die anderen Sparten, oder genauer gesagt: Deutschland generell, so an Energie, nicht nur Strom?

Haha, DAYUMN!
Das sind 2.498 TWh, also 2,498 Millionen GWh und damit 2,498 Milliarden MWh und das macht 2,498 BILLIONEN KWh (das ist das, was ein haushaltsüblicher Stromzähler als Wert nimmt)
Das ist knapp das Vierfache unserer Stromproduktion.
Schauen wir doch mal, wie sich das Ganze zusammensetzt…

Nett, nett…

Also kann die CO² Steuer überhaupt als Lenkungssteuer wirken? Nein. Der Staat selber hat sich die Alternativen komplett verbaut.

Beachtet bitte, dass die obigen Zahlen reale Produktions- und Verbrauchswerte darstellen – wenn ich mich nicht verrechnet habe, beträgt nämlich die INSTALLIERTE Leistung der Stromproduktion in Deutschland (2019) 1.774 TWh und damit fast 3mal soviel wie 2018 erzeugt wurden. Eine Vollauslastung ist aber aus mehreren Gründen nie möglich – zum einen sind „klassische“ Kraftwerke nicht darauf ausgelegt dauerhaft mit voller Leistung zu laufen, es handelt sich eher um eine Option um z.B. kurzfristig, für wenige Stunden oder noch weniger, unplanmäßige Ereignisse abzufangen.
Regenerative Energien können naturgemäß (haha) nicht dauerhaft mit Vollauslastung laufen. Die Sonne scheint nicht immer, es gibt Flauten – und bei zu starkem Wind muss das Windkraftrad aus strukturellen Gründen stillstehen – und der Wasserstand ist mal zu niedrig oder mal gibt es Probleme mit Eis.

Das Problem der regenerativen Energien gerade in Bezug auf den Einsatz zur Wärme- und Warmwasserzeugung ist der, dass der Hauptbedarf an Heizleistung im Winter erfolgt, welchen man auch als „die dunkle Jahreszeit“ kennt – d.h. die Solarstromerzeugung bricht massiv ein und in den meisten Gegenden ist der Winter auch windärmer, wodurch die Windkraft leidet aber der Verbrauch steigt natürlich an, wenn Arbeitstätige zu Hause sind, was im Winter im Dunkeln ist.

Und wollen wir wirklich noch auf den Verkehr eingehen? Der Anteil von fossilen Energieträgern am Verkehr in Deutschland ÜBERSTEIGT die aktuelle und absehbare reale Jahresproduktion an Strom. Wollten wir alleine den Verkehr und die Wärmeversorgung von fossilen Energieträgern befreien, müsste die Stromproduktion VERDREIFACHT werden – und das nur unter der Annahme, dass sich am Wirkungsgrad nichts ändert und unter der Annahme, dass wir bis dahin eine sichere, dauerhafte Versorgung abseits von Wind und Sonne auf die Beine gestellt haben.

Was uns für eine flächendeckende Umstellung (also ohne Atomstrom) fehlt ist schlicht und ergreifend die Speichertechnologie – und nein, es ist keine zufriedenstellende und flächendeckende Alternative absehbar, nicht in unserer Generation. Man darf nicht vergessen, dass diese auch nur funktionieren, wenn genug Überschuss vorhanden ist damit diese Speicher, mit Verlust, aufgeladen werden, BEVOR sie benötigt werden.

Das weiß auch die Politik – alle langfristigen Pläne, z.B. bis 2050, gehen davon aus, dass wir „das“ eben nicht „schaffen“ – es wird darauf gebaut, dass wir z.B. die norwegischen(!) oder österreichischen Pumpspeicherkraftwerke anzapfen, wenn es bei uns Engpässe gibt.




Unterm Strich bleibt, dass der Bürger wieder mehr blechen darf und der Politik ihre Luftschlösser und Prestigeprojekte finanziert. Andere Länder sind dabei die Atomenergie immer sicherer zu gestalten und wir bauen Windmühlen und verbrennen Mais.